Tabuthema Pornos — „reine Männersache“?

Frauen und Männer, Frauen und Frauen, Männer und Männer: In der Pornografie sind sie alle vertreten. Mittlerweile sind Pornos nichts, wovor Konsumenten sich noch schämen müssten. Trotzalledem wird kaum öffentlich über Pornografie gesprochen; wo liegt also das Problem?

© Daria Litvinova über Unsplash

Die Streaming Plattform „Pornhub“ ist der größte Anbieter von Pornografie im Internet weltweit. Nach eigenst veröffentlichten Angaben im Jahr 2018, ist Deutschland in der Nutzung der Plattform auf dem siebten von zwanzig Plätzen. Insgesamt wurde die Seite weltweit 33,5 Milliarden Mal aufgerufen. In Deutschland sind die Besucher der Webseite zu 24 Prozent weiblich und 76 Prozent männlich; auf den Philippinen liegen die Nutzer mit 38 Prozent weiblichen Besuchern an der Spitze. Natürlich wird nicht nur auf Pornhub Pornografie zur Verfügung gestellt, auch auf vielen nicht vertrauenswürdigen Webseiten findet man im Internet pornografische Inhalte.

Kritik der „Emma“

In einem Beitrag der Emma vom 22. Mai wird es so dargestellt, als wären Pornos „reine Männersache“. Unreflektiert und ohne jegliche Faktengrundlage werden hier die Einstellungen von vier Frauen gegenüber dem Pornokonsum ihrer Freunde und Männer aufgezeigt. Was jedoch außer Acht gelassen wird, ist der Fakt, dass es bereits mehrere deutsche Start-ups gibt, die sich auf die Befriedigung sexueller Bedürfnisse von Frauen spezialisiert haben.

Ein sehr bekanntes Beispiel für eines der Start-ups, die sich mit Sex auseinandergesetzt haben, ist „Amorelie“. Das Unternehmen wurde 2013 in Deutschland gegründet und ist bereits ein Jahr später in die Schweiz und nach Österreich expandiert. Amorelie hat sich gezielt auf die Bedürfnisse von Frauen (und Paaren) spezialisiert. Ebenso das Start-up „femtasy“, welches erotische Hörspiele für Frauen im Abo anbietet. Ein weiteres Beispiel ist die Seite „Belessa“, die Pornos zum streamen zur Verfügung stellt und von Frauen geführt wird. Sichtbar ist, dass in den letzten Jahren die Bedürfnisse der Frau immer weiter in den Fokus gerückt sind.

Szenenbild aus dem erotischen Film „Fifty Shades of Grey“. © Universal Pictures

„Fair Porn“ und der Unterschied zwischen Hobby und Beruf

Laut Redakteurin Anna Ross steht fest: „In Pornos geht es um Gewalt und Macht. Darauf haben Frauen keine Lust.“ Pornografie gibt es jedoch nicht erst seit der Entstehung des Internets. Früher auf Videokassetten und davor bereits als Tuschzeichnungen im 19. Jahrhundert. Der Hintergrundgedanke ist hierbei nicht die Darstellung einer Frau als unterdrücktes Sexobjekt, sondern die Darstellung des gemeinsamen Aktes als solcher.

Feministische Pornografie entstand im Umfeld des sexpositiven Feminismus. Es wird damit eine Strömung innerhalb des Feminismus bezeichnet, die der Pornografie prinzipiell offen gegenüber steht (im Gegensatz zur Pornografie-feindlichen Haltung des klassischen Feminismus). So existieren zahlreiche pornografische Medien, die sich explizit als feministisch einstufen. Sexpositiver Feminismus entstand als Gegenbewegung in den 80er-Jahren zum allgemeinen Feminismus, der die Unterdrückung der Frau innerhalb der Pornografie als Leitbild benutzt hat. Mit dem feministischen Grundgedanken der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, sind Pornos nur ein weiterer Faktor, der sich bei einer Abschaffung kontraproduktiv auf den Feminismus auswirken könnte.

© Dainis Graveris über Unsplash

„Sex Work is Work“

Wie sich zeigt, sind sowohl Frauen als auch Männer an der Entstehung und dem Konsum von Pornos beteiligt. Auch innerhalb des Feminismus, der schwer zu verallgemeinern ist, wird Sexarbeit nicht immer als diese akzeptiert. Frauen, die sich freiwillig prostituieren, leiden immer noch unter einer allgemeinen gesellschaftlichen Stigmatisierung. Der BesD (Berufsverband erotischer und sexueller Dienstleistungen) hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieser Stigmatisierung entgegenzuwirken und aktiv für die Rechte von Sexarbeitern zu kämpfen. Auch der BSD (Bundesverband sexueller Dienstleistungen) kämpft für einen korrekten und ordentlichen Berufsalltag von Sexarbeitern.

Eine interessante Folge des 1Live zu der Thematik auf Youtube.

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