Wird Kim Yo-jong Nachfolgerin ihres Bruders?

Seit gestern Nachmittag ist das Internet überflutet mit Meldungen über den mutmaßlichen Tod von Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un (36). Der TV-Sender HKS TV aus Hongkong hat am Samstag als einziger Fernsehsender berichtet, dass es eine „sehr sichere“ Quelle gebe, die den Tod bestätigt. Jedoch hat bis jetzt keine offizielle Quelle den Tod öffentlich bestätigt. Bekannt ist, dass Kim Jong-un sich in einem schlechten gesundheitlichen Zustand befand und Mitte April nicht an den Feierlichkeiten zur jährlichen Ehrung des Staatsgründers teilnahm.

Tot oder nicht tot; wie hoch sind eigentlich die Chancen, dass eine Frau an Nordkoreas Spitze steht? Kim Jong-uns Frau tritt kaum in der Öffentlichkeit auf und ihre gemeinsame Tochter ist zu jung, um das Amt zu übernehmen. Die logischste Nachfolgerin in der Kim Dynastie wäre damit seine Schwester Kim Yo-jong (31), die bereits öffentlich zusamen mit ihrem Bruder auftrat und auch politisch aktiv ist.

Interne Machtkämpfe und die Rolle der Frau

Seit 2015 sind Frauen in Nordkorea wehrpflichtig. © Roman Harak über Flickr

Nur 20 Prozent der Abgeordneten und knapp ein Zehntel der Richter und Rechtsanwälte in Nordkorea sind Frauen. Selten dringen Informationen aus dem Inland nach draußen; der stalinistische Staat, der sich als demokratisch bezeichnet, weiß seine Macht und Kontrolle auszuspielen und gegen alle denkbaren Menschenrechte zu verstoßen. Auch nachzulesen in dem World Report von Human Rights Watch.

Online Medien wie The Sun und das RND halten interne Machtkämpfe bei einem Abtreten von Kim Jong-un für möglich. Nordkorea-Experte Go Myong-hyun erklärte gegenüber dem US-Nachrichtenportal Foreign Policy, dass Nordkorea eine chauvinistische Gesellschaft ist und Kim Jong-uns Schwester es daher als Frau schwer haben würde, seine Nachfolgerin zu werden. Seit der Gründung Nordkoreas im September 1948 gab es keinen Zeitraum, in dem eine Frau an der Spitze des kommunistischen Landes stand. Obwohl die Blutlinie in der Nachfolge schwer gewichtet wird, sagen Experten, dass Kim Yo-jong als Übergangslösung dienen könnte, bis ein passenderes Gesicht, wie beispielsweise Kim Jong-uns Bruder, gefunden würde. Eine andere Möglichkeit sei eine geteilte Führung mehrer Machthaber, ein Zirkel einflussreicher Funktionäre und des Militärs.

Die Frau im Hintergrund

Kim Yo-jong ist inzwischen «Alternatives Mitglied» im Politbüro des Zentralkomitees der Arbeiterpartei und wude bereits mehrmals von ihrem Bruder befördert. Experten zufolge ist sie mittlerweile eine enge Beraterin des Machthabers. Sie organisiert und plant seine öffentlichen Auftritte und Reisen, schreibt seine Reden und kontrolliert, welche Bilder von ihm an die Öffentlichkeit gelangen. Das Politbüro gilt als höchstes Vollzugsorgan innerhalb des Zentralkomitees in Nordkorea. Bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang fungierte Kim Yo Jong ebenfalls als Stellvertreterin ihres Bruders und bei Gipfeltreffen Kim Jong Uns mit US-Präsident Donald Trump oder dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In war sie auch regelmäßig zugegen, dokumentierte die DW.

Wie der Nachrichtendienst Welt es bezeichnen würde; Kim Jong-un könnte tot sein. Oder quitschlebendig. Fakt ist, dass es in Nordkorea seit Jahren keine außergewöhnlichen Fortschritte oder Veränderungen in der Führungspolitik gab. Ein Führungswechsel würde das vermutlich auch nicht ändern.

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